Heritage in Focus
Eine Veranstaltungsreihe des Goethe-Instituts Athen in Kooperation mit dem Humboldt Forum.
Visual Identity: Thinking
Heritage in Focus
HERITAGE IN FOCUS #1
Musik- und Filmräume in Gefahr
Am 27. November 2024 startete die Veranstaltung "Heritage in Focus" mit dem Thema des immateriellen, urbanen Kulturerbes. Dabei wurden die Berliner Clubkulturen, die seit 2024 als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt sind, und die Athener Kinolandschaft untersucht. Ziel war es, die Auswirkungen von Phänomenen wie Gentrifizierung und „Overtourism“ auf das soziale Gefüge der Städte zu analysieren. Beide Phänomene werden durch die immer kommerziellere Vermarktung eines prägenden Kulturerbes verstärkt. Begriffe wie Clubsterben, Verlust an kulturellen Spielstätten und Vereinheitlichung kultureller Angebote sind aktuell und rufen gleichzeitig starke künstlerische Reaktionen hervor.
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Nach der Vorführung des Films Berlin Utopiekadaver und einem Gespräch mit dessen RegisseurJohannes Blume widmet sich das Panel unter Moderation der Kulturjournalistin Cathryn Draked en Dynamiken der Gentrifizierung und des immer stärker werdenden Drucks von Investoren, aber auch eines immer kommerzieller werdenden internationalen Tourismus. Neben dem Vorsitzenden der Berliner Clubkommission, Marcel Weber, und der Künstlerin Linda Paganelli (deren Ausstellung “Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin” derzeit im Berliner Stadtmuseum zu sehen ist) diskutieren die Athener Architektin und Künstlerin Sofia Dona, die Filmwissenschaftlerin und Vorsitzende des griechischen Filmarchivs, Maria Komninos, sowie die Archäologin und Kinobesitzerin Peggy Ringa und entwickeln Szenarien, wie Städte und ihre Bevölkerungen und Communities auf diese Herausforderungen reagieren können, wie sich Künstler:innen und Aktivist:innen artikulieren und positionieren können. Ein DJ-Set mit DJ Irakli (Organisator einer erfolgreichen Partyreihe im bedrohten Berliner Club about:blank, Deutschland) und Ablaze Meursault (Griechenland) beschließt den Abend.
Berlin Utopiekadaver, Johannes Blume, 2024, 95’
Auf Deutsch mit griechischen und englischen Untertiteln
Q&A: Johannes Blume
20:30 Podiumsdiskussion
Rundtisch mit Sofia Dona, Maria Komninos, Linda Paganelli, Peggy Ringa und Marcel Weber
Moderation: Cathryn Drake
22:00 DJ Sets
Irakli, Ablaze Meursault
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Sofia Dona / Podiumsdiskussion
Sofia Dona ist Künstlerin und Architektin. Ihre Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Architektur setzen sich interdisziplinär und ortsspezifisch mit sozialen, ökonomischen und politischen Fragen auseinander. Ob sie sich auf die Grenzregion zwischen Mexiko und den USA, auf verschiedene Strategien der Zwangsräumung oder auf historisch symbolische architektonische Elemente der Macht konzentriert – Dona schafft Installationen und Videoarbeiten, die herkömmliche Alltagsvorstellungen verzerren. Ihre Werke werfen ein neues Licht auf Situationen und Erzählungen, um verborgene, vergessene oder unbemerkte Elemente aufzudecken. Ein wichtiger Teil ihrer künstlerischen Praxis ist die Erzeugung eines Verfremdungseffekts, der zu Werken führt, die ebenso aufschlussreich wie poetisch sind. Die Nachbildung eines Grenzgebirges aus Sand, die Verlängerung eines Balkons, das Versetzen einer Straßenlaterne oder die Vergrößerung einer Tür verwandeln vertraute Objekte in unerwartete narrative Elemente. Verfremdung, Entfremdung und ostranenie verwandeln Artefakte so, dass sie Geschichten und Bedeutungen enthüllen. In der außergewöhnlichen Normalität der Simulation rufen sie Erinnerungen wach und schärfen das Bewusstsein.
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Maria Komninos / Podiumsdiskussion
Maria Komninos ist emeritierte Professorin der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen und Vorsitzende des Verwaltungsrates des Griechischen Filmarchivs. Sie hat sowohl in Athen als auch in London gelehrt, wo sie am Department of History of Art, Film and Visual Media des Birkbeck College tätig war. Derzeit unterrichtet sie im Postgraduiertenstudiengang „Film and Cultural Studies“ an der Fakultät für Medien und Kommunikation der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen. Als künstlerische Leiterin des Athens Avant Garde Film Festival, das im Dezember 2024 zum 13. Mal stattfindet, ist sie auch für das neue Labor für Digitalisierung und Restaurierung des Griechischen Filmarchivs verantwortlich. Komninos hat mehrere Bücher und Artikel in griechischer und englischer Sprache verfasst.
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Linda Paganelli / Podiumsdiskussion
Linda Paganelli ist eine italienische visuelle Anthropologin, Künstlerin und Filmemacherin, die seit 2017 in Berlin lebt. Mit einem sensorischen und inklusiven Ansatz sowie einer anthropologischen, dekolonialen und queer-feministischen Perspektive behandelt ihr Werk Themen wie Migration, Zugehörigkeit und Sehnsucht, Massengewalt, Erinnerungskultur, Gegebenheiten in (ehemaligen) Konfliktgebieten, ökologische Trauer und die Beziehung zwischen Menschen und anderen Spezies. Sie arbeitet mit Museen, Galerien, Universitäten, Bildungsinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Paganelli ist Co-Leiterin der unabhängigen Berlin Film Community.
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Peggy Ringa / Podiumsdiskussion
Peggy Ringa wurde in Athen geboren und wuchs dort auf. Sie studierte Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Athen und erwarb zwei Master-Abschlüsse in Ägyptologie und Klassischer Archäologie an der University of London. Fast ein Jahrzehnt lang arbeitete sie als freiberufliche Archäologin in verschiedenen Teilen Attikas. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 2013 übernahm sie das Familienunternehmen, das drei Freiluftkinos (Athens, Riviera, VOX) und den Kinosaal Aavora umfasst. Obwohl sie seitdem nur an einer einzigen Grabung teilgenommen hat, sieht sie sich eher als Archäologin denn als Geschäftsfrau.
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Marcel Weber / Podiumsdiskussion
Marcel Weber, Vorstandsvorsitzender der Clubcommission Berlin, ist ein erfahrener Veränderungsarchitekt und zertifizierter systemischer Business Coach, der sich auf die Gestaltung nachhaltiger und diverser Organisationskulturen spezialisiert hat. Seit 2022 ist er Vorstandsvorsitzender der Clubcommission Berlin und war bis August 2024 Geschäftsführer des SchwuZ Queer Clubs. Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Nachtleben begann Webers Karriere 1999. Nach verschiedenen Positionen innerhalb und außerhalb des SchwuZ-Kosmos wurde er 2012 zum Geschäftsführer dieser queeren Institution ernannt. Seine berufliche Laufbahn startete er mit einer Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation. Weber setzt sich leidenschaftlich für die Anerkennung queerer Lebensweisen, Gendergerechtigkeit und eine nachhaltige Entwicklung der Clubkultur ein. Sein Engagement umfasst soziale, ökologische und ökonomische Aspekte. In seiner Freizeit ist er gelegentlich als DJ tätig und pflegt eine große Leidenschaft für House Music und Disco.
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Cathryn Drake / Moderation
Cathryn Drake ist Autorin und Kunstkritikerin, deren Artikel und Rezensionen über zeitgenössische Kunst, Design und Orte in Publikationen wie Artforum, e-flux Criticism, frieze, Metropolis, Men’s Vogue, Time und dem Wall Street Journal erschienen sind. Sie hat über die Rolle von Kunst im öffentlichen Raum, Stadtentwicklung in Verbindung mit Denkmalschutz sowie über die Kultur und Architektur von Gemeinschaftsbädern von der Antike bis heute geschrieben. Drake war außerdem Kuratorin der Ausstellung "The Presence of Absence, or the Catastrophe Theory", die in der Izolyatsia Foundation in Kyjiw und dem NiMAC in Nikosia gezeigt wurde. Die Ausstellung beschäftigte sich anhand der Arbeiten von Künstler*innen aus Albanien, der Türkei, Zypern und Griechenland mit Themen wie Landschaft und Erinnerung, Amnesie und Nationalismus, Identität und Widerstand, Fragmentierung und Vertreibung, Entfremdung und der Sehnsucht nach möglicherweise nicht mehr existierenden Orten. Als ehemalige Cheftexterin des Designmagazins Metropolis und Redakteurin am Museum of Modern Art gibt sie Publikationen für die Yale School of Architecture heraus. Zuvor arbeitete sie als PR-Direktorin für das Ann Arbor Film Festival und war Produktionsleiterin von zwei Spielfilmen in New York – dem Schweizer Krimi "Morocco" und dem russisch-amerikanischen Film "Beyond the Ocean". Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften und des kreativen Schreibens arbeitete sie mehrere Jahre als legislative Assistentin für den US-Kongressabgeordneten Timothy Wirth in Washington, D.C.
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Johannes Blume / Filmmacher
Johannes Blume wurde in Berlin geboren und brach sein Abitur ab, um einige Jahre als Barkeeper in einem Off-Theater zu arbeiten. Praktische Erfahrung beim Film sammelte er als Produktions- und Regieassistent für verschiedene Filmproduktionen. Dabei entstanden immer wieder Experimental- und Kurzfilme sowie filmische Auftragsarbeiten für kulturelle und sozial-ökologische Firmen und Projekte. 2013 wechselte er zunächst von der praktischen Arbeit ins Akademische: Er holte sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und studierte Philosophie und Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Seit seinem Studienabschluss 2019 arbeitet Johannes Blume als Regisseur und Publizist. Sein mittellanger Dokumentarfilm „Strawalde” (60 Min.) erhielt gute Kritiken; seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm „Berlin Utopiekadaver” (90 Min.) realisierte er zusammen mit der „Filmgalerie 451“ beim „ZDF - Das kleine Fernsehspiel” und gewann beim Max Ophüls Preis den Preis für „Beste Musik in einem Dokumentarfilm“.
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Irakli / DJ
Der aus Georgien stammende Irakli ließ sich schon früh in der deutschen Hauptstadt nieder und entdeckte eine Facette der hiesigen Szene, die er zu einer internationalen Größe weiterentwickelte. Vor fünf Jahren rief er STAUB ins Leben, eine der berühmtesten Techno-Partys Berlins. Als Teil des Produktionsduos I/Y veröffentlicht er Musik unter dem gleichnamigen, von ihm mitbegründeten Label. Vor allem aber hat Irakli sein Können an den Plattendecks in den bekanntesten Berliner Underground-Locations wie Tresor, Berghain und Griessmühle unter Beweis gestellt und seine Vision von elektronischer Musik in ganz Europa und Amerika verbreitet. Im Jahr 2017 gründete er das Intergalactic Research Institute for Sound mit Künstlern wie Stanislav Tolkachev, Natalie Beridze, Rezo Glonti und vielen anderen. Irakli leitet auch ein florierendes Netzwerk, das sich mit der Erforschung von Ambient-Konzepten beschäftigt, die von den Tönen und Farben seines Heimatlandes Georgien geprägt sind. Seine wachsenden Plattformen und die intensive Verbindung zu Berlin haben dazu geführt, dass sein Einstieg in die Szene nun auch als Ventil für die abstrakteren, experimentellen Bereiche des Techno dient. Er fügt orchestrale Kollaborationen und Klanginstallationen zu seinem Arbeitsfeld außerhalb des Clubs hinzu. Mit neuen Unternehmungen und einem kreativen Repertoire zeichnen sich Iraklis DJ-Sets, Labels und Partys stets durch einzigartige Eigenschaften aus. Egal, ob er sich mit beatlosen Soundscapes oder energiegeladener Technomusik beschäftigt, es gelingt ihm immer, etwas Besonderes zu schaffen.
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Ablaze Meursault / DJ
DJ Ablaze Meursault, auch bekannt als Katerina P. Trichia, schloss 2012 ihr Studium der Theaterwissenschaften an der Universität Peloponnes ab und erwarb 2017 ihren Master in Kultur und Film an der Nationalen Kapodistrias-Universität Athen. In ihrer Abschlussarbeit untersuchte sie die Aktivitäten unabhängiger Plattenlabels in Griechenland in den 1990er Jahren. Ihre künstlerische Praxis umfasst eine Vielzahl von Medien, darunter Musik (Filament Zine), Filmkuratierung (Boiling Films, Drama International Short Film Festival, Opening Nights – AIFF, Ios Festival, Syros International Film Festival) und Fotografie (Studio Trichia)
Johannes Blume, 2024, 92 Min.
Eine „Räumungswelle“ erfasst Berlin. Die letzten linksautonomen Hausprojekte sollen aufgelöst werden und ihre Bewohner*innen aus der Stadt verschwinden. Der Film zeigt verschiedene Generationen einer Subkultur, die von sich erzählen, um ihre Existenz kämpfen, aber auch gemeinsam tanzen und weinen.
HERITAGE IN FOCUS #2
Flughäfen als Vermächtnis: Tempelhof und Ellinikon
Der zweite Teil der Reihe "Heritage in Focus" am 6. Februar widmete sich dem städtebaulichen Erbe. Sowohl in Athen als auch in Berlin wurde der Umgang mit dem urbanen architektonischen Erbe intensiv diskutiert. In Berlin entfachte die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses als "Humboldt Forum" Debatten über regressive Architekturformen und den Umgang mit der deutschen Geschichte. In Athen zeugten die Diskussionen über die Polykatoikia – modernistische Wohnblöcke aus den 1930er bis 1970er Jahren – vom großen Interesse am baulichen Erbe des Modernismus und dessen soziopolitischen Auswirkungen auf die Stadt.
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Der renommierte Architekturtheoretiker Anh-Linh Ngo von der Berliner Akademie der Künste bietet in einem Impulsvortrag Einblicke in Berlins Umgang mit dem städtebaulichen Erbe – und zu möglichen Beteiligungsformen vor dem Hintergrund politischer Zwänge und wirtschaftlichen Verwertungsdrucks.
Die anschließende Podiumsdiskussion nimmt sich städteplanerischer Großprojekte Athens und Berlins an, die derzeit große Dynamik entfalten und erstaunliche Parallelen aufweisen: Mit Berlin-Tempelhof und Athen-Ellinikon besaßen beide Metropolen über viele Jahre innenstadtnahe Flughäfen, die in den 1920er bzw. 1930er Jahren eröffnet wurden und für die Stadtentwicklung nachhaltige Konsequenzen zeitigten. Ihre Schließung Anfang der 2000er Jahre weckte bauliche Begehrlichkeiten und stellte Fragen nach dem Umgang mit dem historischen Erbe dieser zentralen Verkehrsknotenpunkte: Die Architekt*innen Malte Wilms (Universität Hannover) und Jolene Lee (Berlin) von der Initiative “architects4thf” berichten auf dem von Despina Zefkili moderierten Panel vom zivilgesellschaftlichen Engagement für den Erhalt des aus dem Flughafen entstandenen “Tempelhofer Feld”, einer innerstädtischen, grünen Freifläche, die vom riesigen Flughafengebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus gerahmt wird. Die Architektinnen Iris Lykourioti (Universität von Thessalien) und Polina Prentou (Nationale Technische Universität Athen) liefern Einblicke in Potenziale und Schattenseiten des Athener Entwicklungsprojekts “The Ellinikon”.
Die Architektin und Wissenschaftlerin Christina Varvia stellt ein Recherche-Projekt vor, das sich der Geschichte des Ellinikon-Flughafens in persönlicher Perspektive nähert.
Mit dem Dokumentarfilm Schlachthäuser der Moderne untersucht der Filmemacher Heinz Emigholz im Anschluss das Spannungsfeld zwischen Avantgarde und politischer Propaganda in der architektonischen Moderne, unter anderem anhand des Humboldt Forum in Berlin.
Die parallel im Unteren Foyer stattfindende Ausstellung Athens Polykatoikias 1930-1975. Formation of a Typology von Kilian Schmitz-Hübsch und Dimitris Kleanthis beleuchtet das Phänomen der Polykatoikias und ihrer Bedeutung für die Athener Stadtraumentwicklung.
Den Ausklang bilden zwei DJ-Sets aus Berlin (Minou Oram vom am Tempelhofer Feld ansässigen THF-Radio) und Athen (Kostadis).
Projektpresentation: Christina Varvia
Podiumsdiskussion
Rundtisch mit Jolene Lee, Iris Lykourioti, Polina Prentou, Malte Wilms
Moderation: Despina Zefkili
20:30 Filmvorführung
Schlachthäuser der Moderne, Heinz Emigholz, 2022, 80΄
Auf Deutsch mit griechischen und englischen Untertiteln
Q&A: Heinz Emigholz
22:00 DJ-Sets
Kostadis, Minou Oram (THF-Radio)
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Anh-Linh Ngo / Intro Keynote
Anh-Linh Ngo (*1974) ist ein renommierter Architekturpublizist, Kurator und Chefredakteur von ARCH+. Mit ARCH+ kuratiert er regelmäßig Ausstellungs- und Forschungsprojekte wie projekt bauhaus (2015–2019), Cohabitation (2021) und The Great Repair (2023/24). Von 2010 bis 2016 war er Mitglied des Kunstbeirats des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) und entwickelte sowie co-kuratierte die Tourneeausstellungen An Atlas of Commoning (2018) und Post-Oil City (2009). Derzeit ist er Mitglied des Kuratoriums der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude sowie Beiratsmitglied des Goethe-Instituts. 2023 war er Co-Kurator des Deutschen Pavillons auf der 18. Architekturbiennale in Venedig. Seit 2021 ist er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. Seit Mai 2024 ist er deren Vizepräsident.
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Iris Lykourioti / Podiumsdiskussion
Iris Lykourioti ist außerordentliche Professorin am Fachbereich Architektur der Universität Thessalien in Griechenland. Sie hat Bücher herausgegeben, Artikel veröffentlicht und Architekturprojekte sowie Forschungsarbeiten sowohl in Griechenland als auch international präsentiert. Ihre aktuellen wissenschaftlichen Interessen konzentrieren sich auf die politische Dimension der Gestaltung und Produktion materieller Objekte und Räume (Technogeographien), wobei sie theoretische Ansätze wie die feministische Theorie und die Epistemologien des Südens heranzieht. Sie ist Gründungsmitglied von A Whale’s architects und des Centre for New Media and Feminist Public Practices.
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Polina Prentou / Podiumsdiskussion
Polina Prentou ist Architektin und MSc Stadtplanerin (NTUA, Nationale Technische Universität Athen) und promoviert an der Fakultät für Architektur der NTUA über geschlechtsspezifische Ansätze städtischer sozialer Bewegungen für offene Räume in Athen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Labor für Urbane Umwelt der NTUA und arbeitet an Forschungsprojekten wie dem „Metropolitan Park“ in Elliniko, der städtebaulichen Revitalisierung des Stadtteils Lipasmata in Drapetsona und den Flüchtlingsvierteln von Piräus. Ihre Forschungsschwerpunkte verbinden geschlechtsspezifische Ansätze in der Stadtplanung mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen großer Bauprojekte im urbanen Raum.
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Despina Zefkili / Moderation
Despina Zefkili ist Kunstkritikerin, Chefredakteurin der Zeitschrift Athinorama und Mitglied des Kunstkollektivs Temporary Academy of Arts (PAT). Sie interessiert sich für ein kritisches Verständnis der Kunst und ihrer Strukturen im breiteren soziopolitischen Kontext sowie für deren pädagogische Aspekte. Sie hat Artikel über die Athener Kunstszene in diversen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht, darunter On One Side of the Same Water (Hrsg. Hatje Cantz), The Way between Prishtina and Belgrade... (Stacion Center), Art Papers, Third Text, Ocula, Field Journal, Art Review, Frieze, artnet, Flash Art, Art Info, Camera Austria, South Magazine und [φρμκ]. Sie hat Ausstellungen, Projekte und Publikationen mitkuratiert, darunter Fröhliche Militanz Live, Waste/d Pavilion, Einverständnis ohne Prinzipien: Auf dem Weg zu einer Geschichte der zeitgenössischen griechischen Kunst, 4. Athen-Biennale: AGORA („The Non-Serious Lectures“), Archaeology of Today? und Local Folk (Fanzine). In den letzten zehn Jahren hat sie die Kunstausstellung des Festivals „Routes in Marpissa“ auf der Insel Paros kuratiert.
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Christina Varvia / Projektpräsentation
Christina Varvia ist ausgebildete Architektin und derzeit Research Fellow. Zuvor war sie stellvertretende Direktorin von Forensic Architecture und lehrte an der Architectural Association (2018–2020). Sie gehörte außerdem dem Technologiebeirat des Internationalen Strafgerichtshofs an (2018) und war Research Fellow am Louisiana Museum of Modern Art (2020–2023). Christina unterrichtet am Centre for Research Architecture, Goldsmiths, University of London, und promoviert an der Universität Aarhus. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf feministische und neomaterialistische Konzepte des menschlichen Körpers im Kontext der Ermittlungsarbeit. Sie ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzende von Forensis, einem von Forensic Architecture gegründeten Verein mit Sitz in Berlin, sowie Mitbegründerin und Co-Direktorin der Forensic Architecture Initiative Athens (FAIĀ). Ihre Arbeit zu Luftangriffen, Inhaftierungen, rechtsextremer Politik, Polizei- und Grenzgewalt wurde vor Gericht und in anderen politischen Foren präsentiert, ausgestellt und international ausgezeichnet.
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Heinz Emigholz / Filmmacher
Heinz Emigholz, geboren 1948 in Achim bei Bremen, ist seit 1973 als freischaffender Filmemacher, bildender Künstler, Kameramann, Autor, Publizist und Produzent in Deutschland und den USA tätig. Er hat zahlreiche Ausstellungen, Retrospektiven, Vorträge und Publikationen im In- und Ausland realisiert. 1974 begann er die enzyklopädische Zeichenserie "Die Basis des Make-Up", die 2007/08 im Berliner Museum Hamburger Bahnhof eine große Einzelausstellung erhielt. 1978 gründete er die Produktionsfirma Pym Films und startete 1984 die Filmserie "Photographie und jenseits". Von 1993 bis 2013 war er Professor für Experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin und Mitbegründer des dortigen Instituts für zeitbasierte Medien sowie des Studiengangs Kunst und Medien. Seit 2003 werden seine Filme auf DVD (Filmgalerie 451) veröffentlicht. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem "Krieg der Augen, Kreuz der Sinne", "Seit Freud gesagt hat, der Künstler heile seine Neurose selbst, heilen die Künstler ihre Neurosen selbst", "Normalsatz – Siebzehn Filme" und "Das schwarze Schamquadrat" (alle im Verlag Martin Schmitz), "Die Basis des Make-Up" (I, II und III), "Der Begnadete Meier", "Kleine Enzyklopädie der Photographie" und "Sense of Architecture" mit über 600 Fotografien. Seit 2013 ist Heinz Emigholz Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
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Kostadis / DJ
Kostadis Michail ist ein Klangkünstler, autodidaktischer Multi-Instrumentalist und Tontechniker aus Athen. Unter dem Namen Kostadis präsentiert er in seinen DJ-Sets eine Auswahl an elektronischen, motorischen Workouts und raumgreifenden Tracks.
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Minou Oram / DJ
Die in Berlin lebende DJane und Produzentin Minou Oram vermischt Jahrzehnte und Musikstile, bewegt sich mühelos zwischen meditativer Gelassenheit und elektrisierender Intensität und sucht dabei Katharsis durch Sound. Ihre ausgedehnten Sets schöpfen aus einer Fülle von Einflüssen: psychedelische Electronica, kosmische und exotische Klänge, industrielle Post-Disco, perkussive Breaks, sinnliches IDM, verfremdete Popmusik und persönliche Feldaufnahmen. Von 2016 bis 2020 setzte sie sich mit dem Projekt „FEMDEX“ für Geschlechtervielfalt in der elektronischen Musik ein. 2022 trat sie „Cereals“ bei, einer kollaborativen Plattform für Musik, Kunst und Design. Sie hat Radio-Residenzen bei LYL Radio (Lyon/Paris) und THF Radio (Berlin).
Heinz Emigholz, 2022, 80΄
HERITAGE IN FOCUS #3
Water and Nature: A Legacy?
Die Veranstaltung am 5. Juniaus der ReiheHeritage in Focuseröffnet thematisch und geografisch neue Perspektiven: Das menschliche – und zugleich europäische – Erbe wird dezentral betrachtet, während die Natur stärker in den Mittelpunkt rückt. Im Zentrum von Heritage in Focus #3 steht dabei das Element Wasser.
Ausgehend vom Wasser werden zentrale Fragen zur Wechselwirkung zwischen natürlichen und kulturellen Landschaften sowie deren Verhältnis zum Kulturerbe aufgeworfen: Gelten für das Naturerbe dieselben Maßstäbe wie für das Kulturerbe? Können Flüsse, Seen oder Meere als Rechtspersönlichkeiten anerkannt werden – mit denselben Rechten und Schutzansprüchen wie Menschen? Und wie lassen sich westlich-marktwirtschaftliche Vorstellungen von Natur mit indigenem, personifizierendem und gemeinschaftsorientiertem Naturverständnis in Beziehung setzen?
MEHR
Wie bereits in den vorangegangenen Ausgaben vonHeritage in Focuswerden diese Fragen anhand konkreter Beispiele aus Athen und Berlin diskutiert – zwei Städte, in denen das Thema Wasser zunehmend in den Fokus urbaner Zukunftsdebatten rückt. In Athen etwa zeigt die geplante Wiederbelebung antiker Wasserinfrastrukturen, wie die Stadt im Zeichen des Klimawandels einen neuen Umgang mit ihrem antiken Erbe sucht. Auch Berlin steht vor Herausforderungen: Der drohende Wassermangel infolge des industriellen Strukturwandels zwingt die Stadt dazu, neue Wege in der Wasserversorgung und im Umgang mit ihren Gewässern zu beschreiten. Aktivistische Gruppen machen deutlich, dass die Stadtgesellschaft ein neues Verhältnis zu Flüssen und Seen anstrebt.
Ein möglicher Lösungsansatz liegt in einem nicht-anthropozentrischen Naturverständnis – wie die weltweit zunehmenden Debatten um die „Rechtspersönlichkeit“ von Gewässern zeigen, die auch in Griechenland geführt werden. Die Berliner InitiativeSpree:publiketwa veranschaulicht, wie ein alternativer, nicht-kommerzieller und partizipativer Zugang zu Wasser aussehen kann.
Über diese europäischen Perspektiven hinaus bringt die brasilianische Künstlerin und Kuratorin Walmeri Ribeiro indigene Sichtweisen in die Diskussion ein. In ihren filmischen und performativen Arbeiten thematisiert sie die Erfahrungen brasilianischer Fischer*innen. Ein Besuch des antiken Wasserreservoirs in Athen sowie ein begleitendes Kurzfilmprogramm sollen das öffentliche Bewusstsein für diese vielschichtige Thematik weiter schärfen.
19:30 Intro Keynote: Carola Hein
Podiumsdiskussion: Thanos Andritsos, Max Bayer, Carola Hein, Giorgos Sachinis
Moderation: Daphne Dragona
Projektpresentation: Walmeri Ribeiro
22:00 Filmvorführungen
On the Other Side – Oil Islands
[Auf der anderen Seite – Ölinseln]
Walmeri Ribeiro, 2025, 24'
In Anwesenheit der Regisseurin
Auf Portugiesisch mit englischen und griechischen Untertiteln
Layer of Destruction
Costas Vrettakos, 1980, 32'
Auf Griechisch mit englischen Untertiteln
Heracles, Acheloos and Μy Granny
Dimitris Koutsiabasakos, 1997, 29'
In Anwesenheit des Regisseurs
Auf Griechisch mit englischen Untertiteln
Musikauswahl: Max Bayer (Spree:Publik)
06.06.2025, DEXAMENI-PLATZ
10:30 Lernspiel
Entdeckung des Hadrianischen Aquädukts
UrbanDig Project
180'
Sprache: Griechisch, Englisch
Alter: 8-70 Jahre alt
PLATZRESERVIERUNG UNTER kultur.athen@goethe.de
MAXIMALE TEILNEHMERZAHL: 30
Die Reihenfolge der Anmeldung wird berücksichtigt.
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Carola Hein / Intro Keynote, Podiumsdiskussion
Carola Hein lehrt Architekturgeschichte und Städtebau an der Technischen Universität Delft. Zudem ist sie Professorin an den Universitäten Leiden und Rotterdam sowie Direktorin des Leiden-Delft-Erasmus PortCityFutures Centre. Als Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Wasser, Häfen und historische Städte verbindet sie historische Analysen mit aktuellen Entwicklungen in Architektur-, Stadt- und Planungsgeschichte. Zu ihren jüngsten Werken zählen: Hustle and Bustle of Port Cities: Introducing the Concept (2025), Port City Atlas - Mapping European Port City Territories: From Understanding to Design (2023), Oil Spaces: Exploring the Global Petroleumscape (2021), The Urbanisation of the Sea (2020), Adaptive Strategies for Water Heritage: Past, Present and Future (2020) und The Routledge Planning History Handbook (2018).
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Thanos Andritsos / Podiumsdiskussion
Thanos Andritsos studierte Bauingenieurwesen an der Universität Thessalien und absolvierte ein Postgraduiertenstudium in Stadt- und Raumplanung an der NTUA, wo er zur nachhaltigen Stadtentwicklung promoviert. Er war an zahlreichen Forschungsprojekten, Konferenzen und Fachpublikationen im In- und Ausland beteiligt. Seit Jahren plant und realisiert er öffentliche und private Bauvorhaben und wurde mehrfach bei Architekturwettbewerben ausgezeichnet. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Raumplanung, nachhaltiger Stadtentwicklung, integrierten Rauminvestitionen, Städtebaurecht und partizipativer Planung ist er in Griechenland, der EU und dem Nahen Osten tätig. Er besitzt einen Abschluss der Klasse B in den Kategorien 2 (Stadtplanung) und 7 (Architektur) sowie einen Klasse-A-Abschluss in weiteren Fachbereichen.
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Max Bayer / Podiumsdiskussion
Max Bayer studierte ursprünglich Lehramt in Politik und Chemie, fand jedoch seine Berufung in der außerschulischen Bildungsarbeit. Dort initiiert und begleitet er Projekte, in denen junge Menschen urbane Freiräume künstlerisch und handwerklich – zu Land und zu Wasser – erkunden und gestalten. Im Mittelpunkt seiner pädagogischen Arbeit stehen Partizipation und Selbstwirksamkeit; viele seiner Projekte werden von der BKJ gefördert. Seit über zwölf Jahren engagiert er sich auch privat politisch und kulturell auf den Berliner Gewässern. Er ist Teil des Anarche-Kollektivs und Mitbegründer der Spree:publik, einem Dachverband für Haus- und Kulturboote in Berlin. Ziel ist die Etablierung eines nicht-kommerziellen Kulturhafens, der subkulturelle Angebote auf dem Wasser öffentlich zugänglich macht – im Einklang mit dem Schutz der Berliner Gewässer. Neben dem jährlichen Seefest auf dem Rummelsburger See und regelmäßigen Cleanups organisiert Spree:publik ganzjährig vielfältige Veranstaltungen auf verschiedenen Booten – darunter Konzerte, Demonstrationen, Filmscreenings und mehr – in Kooperation mit Initiativen, die sich auch an Land für eine gemeinwohlorientierte Stadtgestaltung einsetzen.
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Giorgos Sachinis / Podiumsdiskussion
Giorgos Sachinis ist Bau- und Umweltingenieur (MSc, UC Berkeley; BSc, Duke University) und leitet derzeit die Abteilung Strategie und Innovation bei EYDAP, den Athener Wasserbetrieben. Zudem ist er Theaterregisseur (MA, Central School of Speech and Drama) und Mitbegründer des UrbanDig Project, einer gemeinnützigen Organisation für Kulturförderung, zivilgesellschaftliches Engagement und eine bewusste Wasserkultur. Er ist Vorstandsmitglied von Water Europe und Mitglied der Ad-hoc-Arbeitsgruppe für Wasserknappheit und Dürre im Rahmen der Gemeinsamen Umsetzungsstrategie der EU.
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Daphne Dragona / Moderation
Daphne Dragona ist Kuratorin und Autorin mit Arbeitsorten in Athen und Berlin. Derzeit beschäftigt sie sich mit der ambivalenten Rolle von Technologie in der Klimakrise und den Herausforderungen von Degrowth für Kunst und Kultur. Ihre Ausstellungen und Projekte wurden u. a. bei Onassis Stegi, transmediale, LAboral, EMST und der Akademie Schloss Solitude gezeigt. Sie lehrt Kuratieren, Ausstellungsdesign und Geschichte der digitalen Kunst an der Fakultät für Audiovisuelle Kunst der Ionischen Universität. Ihre Promotion absolvierte sie an der Fakultät für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Athen.
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Walmeri Ribeiro / Projekt Präsentation
Walmeri Ribeiro ist Künstlerin, Forscherin, Kuratorin und Professorin für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Universidade Federal Fluminense in Brasilien. Mit einem Hintergrund in Performance Studies und Medienkunst erforscht sie den Dialog zwischen Kunst und Umweltfragen – insbesondere Anthropozän, Klimawandel und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Ihr Fokus liegt auf ethisch-politischen, partizipativen Formen künstlerischer Praxis, die sie gemeinsam mit Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und traditionellen Gemeinschaften (Indigene, Fischer:innen, Quilombolas) in Form von Aktionen, Workshops und immersiven Formaten aus lokaler Perspektive entwickelt. Ihre künstlerische Praxis umfasst Performance, Bewegtbild, bildende und Medienkunst. Nach einem Master an der UNICAMP promovierte sie an der PUC-SP (gefördert durch CNPq) und war Postdoc-Stipendiatin (CAPES) an der Concordia University in Montreal. Sie lehrt zeitgenössische Kunst im Graduiertenprogramm der UFF (PPGCA), leitet das Forschungslabor BrisaLAB (CNPq) für Performance, Medienkunst und Umwelt sowie die Plattform Sensitive Territories (www.territoriossensiveis.com.br). Walmeri Ribeiro ist Autorin zahlreicher Publikationen in Fachzeitschriften und Sammelbänden weltweit, nimmt regelmäßig an Konferenzen und Ausstellungen teil und arbeitet für brasilianische Bundesbehörden und internationale Organisationen. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrfach Auszeichnungen.
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Dimitris Koutsiabasakos / Filmmacher
Dimitris Koutsiabasakos studierte Film- und Fernsehregie an der Allrussischen Staatlichen Universität für Kinematographie (V.G.I.K.) in Moskau und ist Professor an der Filmhochschule der Aristoteles-Universität Thessaloniki. Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von Dokumentar-, Fernseh-, Kurz- und Spielfilmen ist Mitglied der Griechischen und Europäischen Filmakademie. Seine Werke wurden national und international ausgezeichnet. Zu seinen jüngsten Filmen zählen: The Goals of August (2025), Daniel ’16 (2020), The Weavers (2020) und Heracles, Acheloos and Mesochora (2019).
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Costas Vrettakos (1938-2018) / Filmmacher
Costas Vrettakos wurde 1938 in Athen geboren. Er studierte Filmregie in Athen und Rom, brach das Studium jedoch ab. Bis 1980 arbeitete er in der Werbung und als Fotograf, daneben gelegentlich als Journalist. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände unter dem Titel Anarithma. 1980 gründete er den Verlag Three Leaves und wandte sich wieder dem Film zu. Es entstanden Dokumentarfilme wie The Layer of Destruction (1980), The Parcavennes of Montréal (1984) und Rettung des Denkmals (1986). 1987 folgte sein einziger Spielfilm, der preisgekrönte Die Kinder der Schwalbe über den griechischen Bürgerkrieg mit Alekos Alexandrakis und Mary Chronopoulou. Vrettakos war 1989 Filmberater des Kulturministeriums, von 1991 bis 1998 Präsident des Hellenischen Filmzentrums und bis 2006 Griechenlands Vertreter bei Eurimages. 2009 erschien sein erster Roman Passing from Reykjavik (Potamos), 2016 folgte Exercises of Curiosity, ausgezeichnet mit dem Romanpreis der Akademie Athen. In seinem letzten Lebensjahr veröffentlichte er Added Value (Polis), eine kommentierte Anthologie seiner Jugendgedichte.
[Auf der anderen Seite – Ölinseln]
Walmeri Ribeiro, 2025, 24'
Layer of Destruction
Costas Vrettakos, 1980, 32'
Heracles, Acheloos and My Granny
Dimitris Koutsiabasakos, 1997, 29'
In Armatoliko, einem Bergdorf in der Provinz Trikala, hoch im Tzoumerka-Gebirge am Ufer des Acheloos, lebt die 89-jährige Frau Dimitra allein. Sie ist die geliebte Großmutter des Regisseurs Dimitris Koutsiabasakos, der sie mit ein paar Freunden besucht. Das Ergebnis dieses Besuchs ist Hercules, Acheloos and My Granny, einer der kultigsten griechischen Dokumentarfilme der letzten Jahrzehnte. Durch die unvergessliche, lachende, bodenständige Art seiner Großmutter fängt Koutsiabasakos nicht nur den rauen, unbeugsamen und zugleich zärtlichen und liebevollen Geist der griechischen Landschaft ein, sondern zeigt auch die dunkle, bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts, deren Narben in den Körper der alten Frau eingeschrieben sind. Diese Wunden klaffen noch immer, während sich neue darüber schichten: Armatoliko wird bald den Fluten des Acheloos weichen, da in der Gegend ein umstrittener Staudamm gebaut wird. Selten hat ein Kurzfilm den Geist eines Ortes und eines Jahrhunderts so lebendig, emotional und liebevoll eingefangen.