2023 Eleusis
Eleusis: Die Stadt der antiken Mysterien Kulturhauptstadt Europas 2023

Eigentlich hätte Eleusis schon im Jahr 2021 Kulturhauptstadt Europas sein sollen, so war es bei der Wahl dazu 2016 festgelegt worden. Aufgrund der Covid-Pandemie wurde dieser Termin aber auf 2023 verschoben. Also stehen die Eröffnungsfeierlichkeiten – das “Mysterium 0” – nun unmittelbar bevor. Am 4. Februar geht’s los: Eine Fülle von künstlerischen und anderweitigen Aktionen läuten den Auftakt zum Kulturhauptstadt-Jahr ein, durch das diese Stadt mit ihrem einzigartigen Charakter für eine Weile ins Aufmerksamkeitszentrum des alten Kontinents rücken wird.
Von Argyro Bozoni
Zum vierten Mal beherbergt Griechenland damit eine europäische Kulturhauptstadt: Im Jahr 1985 trug Athen diesen Titel, Thessaloniki war im Jahr 1997 dran und Patras 2006. Stets werden damit die Kultur und die zivilisatorische Vielfalt des jeweiligen Ortes hervorgehoben. Und ein Bekenntnis abgegeben zu den gemeinsam geteilten Werten der Europäischen Union – ein Signal, das heute aktueller erscheint denn je.
Mit Eleusis trägt nun eine Kleinstadt den Titel der Kulturhaupstadt. Damit löst die EU ihre erklärte Absicht ein, den Blick künftig besonders auf kleinere, für die europäische Geschichte aber trotzdem bedeutende Städte, zu richten. Nur einundzwanzig Kilometer von Athen entfernt, hat Eleusis, das über Jahrzehnte eine unterschätzte und vernachlässigte Stadt gewesen ist, einen materiellen und immateriellen Reichtum aufzuweisen, in dem ihr nur wenige andere griechische oder gar europäische Städte dieser Größe gleichkommen. Es sind Werte, die die humanistische Botschaft der EU vermitteln. Die drei Schwerpunkte des diesjährigen Kulturhauptstadt-Programms lauten: Mensch/Gesellschaft, Arbeit und Umwelt.

Alter Hauptbahnhof | © John Stathis
Die 25.000 Einwohner zählende Stadt musste in ihrer Geschichte immense Herausforderungen bewältigen. In Eleusis endete im Altertum die Heilige Straße. Hier wurden die Mysterien von Eleusis zelebriert, also die Ankunft der wandernden Mutter Erde, die das Licht und den Frühling bringt. Es war eine Feier, zu der sich Pilger aus der ganzen damals bekannten Welt einfanden.
Aischylos, der Vater der antiken Tragödie, hat seine Heimatstadt Eleusis bekannt gemacht, auch wenn sie schließlich über vierzehn Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten sollte. Nur wenige Reisende berichteten von diesem Ort. Diese beschrieben die Stadt der Mysterien als ein “kleines Dorf” in einer unbedeutenden Gegend, die zuerst von Arvaniten besiedelt wurde. Heute leben in der Stadt hauptsächlich aus dem Inland Zugewanderte sowie Nachfahren von Griechen aus Kleinasien. Die vierzehn in der Stadt tätigen lokalen Vereine aus ganz Griechenland legen davon Zeugnis ab. Sie sind einerseits eine kulturelle Bereicherung für die Region und andererseits ein später Widerhall der Arbeiterbewegung, die hier zum Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung entstanden war. Davon zeugen auch die berühmten Fabriken um Eleusis herum: die Seifenmanufaktur Charilaou, die Zementfabrik Titan, die Brauereien Botris und Kronos und die Farbenfabrik Iris, die durch ihre Umwandlung in ein Kulturzentrum dazu beitragen wird, das industrielle Erbe der Stadt und ihre nachhaltige Entwicklung zu verdeutlichen.

Archäologischer Ort | © Pinelopi Gerasimou
Für Einwohner und Touristen wird es eine außerordentliche Erfahrung sein, die architektonischen Überreste des vom Baumeister des Parthenon, Iktinos, entworfenen Telesterion zu besuchen, an dem die Kulthandlungen der Mysterien von Eleusis zelebriert wurden. Sie sind auch zu einem Spaziergang eingeladen, der entlang der “Pompei Strasse”, dem Tempel der Sabina, den kleinen Propyläen und den Speichergebäuden verläuft, in denen die ersten geernteten Früchte als Opfergabe an die Göttin Demeter zusammengetragen wurden.

Hafen | © John Stathis
In Eleusis sind das archäologische Erbe und die Geschichte der Industrialisierung die prägenden Elemente einer Vision für das 21. Jahrhundert. Diese setzt ihren Hauptfokus auf die nachhaltige Entwicklung. Auch dank vieler Bürgerinitiativen ist die Umweltverschmutzung in der Stadt drastisch zurückgegangen.

Eleusis | © Pantelis Ladas

IRIS | © John Stathis