Alexa Donne
Warum hast du dich entschieden, Deutsch in der High School zu lernen?
Ich habe mich aus einem lustigen Grund für Deutsch entschieden. Ich habe viele Jahre in einem internationalen Jugendchor in Atlanta gesungen, und viele unserer Lieder waren in anderen Sprachen, darunter auch einige auf Deutsch. Ich hatte das Gefühl, dass meine Aussprache im Deutschen am wenigsten schlecht war – also habe ich das für die High School gewählt! Es war eine glückliche Entscheidung, denn am Ende habe ich Deutsch wirklich geliebt und war gar nicht so schlecht darin. Später habe ich Deutsch bis ins College weitergelernt, weil es sich beim Lernen und Sprechen oft so natürlich anfühlte – schließlich ist Englisch eine germanische Sprache. Ich hatte Selbstvertrauen im Deutschunterricht, und es hat richtig Spaß gemacht, die Zusammenhänge zwischen Grammatik und Gebrauch im Englischen und Deutschen herzustellen.
Wann hast du an einem GAPP-Austausch teilgenommen und was hat dich dazu motiviert?
Ich habe zwischen meinem ersten und zweiten High-School-Jahr, 1999, an einem GAPP-Austausch teilgenommen. Ich hatte eine fantastische Deutschlehrerin, die eine leidenschaftliche Fürsprecherin für Schüleraustausch war. Sie selbst war in der High School Rotary-Austauschschülerin in Finnland gewesen, und das hatte ihr Leben grundlegend verändert. Ihre Begeisterung war ansteckend, und es war für mich eine klare Entscheidung, teilzunehmen! Sie war auch ein großer Grund dafür, dass ich 2000–2001 für ein ganzes Jahr als CBYX-Stipendiatin nach Deutschland zurückkehrte, also in meinem dritten High-School-Jahr. Mein GAPP-Programm war der Moment, in dem ich mich endgültig in Deutschland verliebt habe und das Selbstvertrauen gewann, mich für ein ganzes Jahr im Ausland zu bewerben.
Wie viele Wochen hast du im Rahmen des GAPP-Austausches das Berufskolleg Bergisch Gladbach besucht, und wie lange warst du am Albert-Schweitzer-Gymnasium für CBYX?
Während meines GAPP-Programms haben wir drei Wochen lang gemeinsam mit unseren Gastgeschwistern die Schule besucht. Für CBYX war ich ein ganzes Schuljahr von September bis Juni am Gymnasium.
Wie war deine Erfahrung als Austauschschülerin an einer deutschen Schule? In welchen Punkten unterschied sie sich von deiner Schule in den USA?
Dadurch, dass es sich um ein Berufskolleg handelte, war es sofort ein 180-Grad-Unterschied zur US-High-School! Ich erinnere mich noch lebhaft an den Werkunterricht, wo ich mit den Schülern Holzarbeiten gemacht habe. In den USA wäre das vielleicht ein Wahlfach, aber für mich war es eine echte Überraschung, dass in Deutschland berufliche Fächer so wichtig waren. Das ist ein so kluges Bildungssystem, das ich seither bewundere.
Eine weitere Überraschung war die Freiheit, die die Schüler in Bezug auf ihren Stundenplan und ihre Schulerfahrungen hatten. Ich war fünfzehn, meine Gastschwester sechzehn, und sie hatte die Verantwortung, ihren Stundenplan selbst zu organisieren, ihre Fahrten zur Schule usw. Das war beeindruckend!
All das wurde dann noch einmal bestätigt, als ich für CBYX ein ganzes Jahr ein Gymnasium besuchte. Ich musste meinen Stundenplan und meine Fächer selbst managen, und das war ein Vorgeschmack auf Unabhängigkeit und Verantwortung, der ein wichtiger Teil meines Austauschjahres war. Das hat mir geholfen, erwachsen zu werden und mich auf das College vorzubereiten.
Welche Aspekte der Kultur und Lebensweise in Deutschland haben dir am meisten gefallen?
Da ich in Städten aufgewachsen bin, war ich fasziniert und begeistert von der Dorf- und Kleinstadtkultur in Deutschland. Während meines GAPP-Austausches habe ich in einem winzigen Dorf gewohnt, aber es gab Geschäfte, eine Bäckerei und alles war fußläufig erreichbar, und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kam man jederzeit schnell und unkompliziert in die Stadt. Alle Vorteile einer ruhigen, eng verbundenen Gemeinschaft mit Haus und Garten – und trotzdem die Nähe zur Stadt, ohne ein Auto zu brauchen. Logistisch ist das in den USA sehr selten. Frisches Brot jeden Tag war eine Offenbarung! Und dass es bei McDonald’s Fleisch in hoher Qualität geben konnte.
Während CBYX habe ich in einer Kleinstadt (40.000 Einwohner statt Millionen, wie ich es gewohnt war) gelebt und konnte die deutsche Kultur noch intensiver erleben. Insgesamt habe ich das Gleichgewicht und den Rhythmus des Lebens in Deutschland geliebt – und liebe es bis heute. Humor, Musik, tiefgründige Gespräche, Freizeit, öffentliche Verkehrsmittel und das Bahnnetz, Essen, Filme usw. – all das hat mich begeistert. In meinen Gastfamilien und mit meinen Freunden in Deutschland habe ich erfahren, wie wichtig die gemeinsame Zeit war: zusammen draußen in der Natur, gute Gespräche führen. Ich liebte es, langsamer zu leben und mich auf Menschen und Erlebnisse zu konzentrieren, anstatt auf schulische Leistungen und starre Vorstellungen davon, wer ich als amerikanische High-School-Schülerin war. Das Leben in Deutschland war effizient, aber entspannt, verbunden, aber nicht aufdringlich (ich bin schließlich introvertiert!). Ich habe es einfach geliebt.
Hast du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitschüler*innen, deiner Gastfamilie oder Lehrkraeften?
Ja! Ich habe immer noch Kontakt zu meiner CBYX-Gastfamilie und einigen Mitschülern – auch wenn ich in einer Zeit in Deutschland war, in der es noch kein verbreitetes E-Mail und kein Facebook gab (uff!). Deswegen ist der Kontakt auf die Personen beschränkt, die ich Jahre später über soziale Medien finden konnte. Leider konnte ich meine Gastschwester vom GAPP-Austausch nie wiederfinden – sie war nie bei Facebook.
Du bist Jugendbuchautorin und schreibst Thriller. Haben deine Austauscherfahrungen Eingang in deine Bücher gefunden? Wenn ja, wie? Wenn nicht, was für eine Figur würdest du basierend auf deinen Erfahrungen erschaffen?
Meine Liebe zu Deutschland ist besonders in mein Sci-Fi-Romance-Retelling von Persuasion, The Stars We Steal, eingeflossen. Meine Hauptfigur Leonie ist dort eine deutsche Prinzessin und lebt auf dem Raumschiff Prinzessin Sofi, ein bewusstes Wortspiel auf Kaiserin Sisi. An ein, zwei Stellen konnte ich sogar meine Deutschkenntnisse einfließen lassen (und musste dabei auf mein eigenes Wissen vertrauen, da kein Lektor mein Deutsch überprüft hat!).
Allgemeiner gesprochen haben mir meine GAPP- und CBYX-Erfahrungen erlaubt, ein ganz anderes Familienleben kennenzulernen. Diese Erweiterung meines Horizonts hat mir beim Schreiben von Fiktion sehr geholfen. So habe ich bei meinem Kleinstadt-Mystery Pretty Dead Queens – das zwar in Kalifornien spielt, aber teils von Deutschland inspiriert ist – auf meine Erfahrungen in Dörfern und Kleinstädten zurückgegriffen. Wenn ich Figuren mit Geschwistern schreibe, denke ich an meine Gastgeschwister. Und die Gefühle „fremd zu sein, weit weg von zu Hause“ habe ich sehr bewusst in meinem Internats-Thriller The Ivies und meinem bald erscheinenden Closed Circle Mystery The Bitter End verwendet.
Ein Buch über eine Austauschschülerin hebe ich mir definitiv für ein künftiges Projekt auf. Es ist so spezifisch, so besonders und passt perfekt ins YA-Genre – aber ich muss mir noch überlegen, wie ich einen guten Mord darin unterbringe! (Meine GAPP- und CBYX-Erfahrungen waren übrigens völlig mordfrei, versprochen.)
Ich plane auch, in das Genre Erwachsenen-Krimi zu wechseln, und habe ein Projekt in der Schublade, das von meiner Zeit in der ehemaligen DDR während CBYX inspiriert ist. Diese Zeit hat mein lebenslanges Interesse an der Geschichte der Region, an den Folgen der Wiedervereinigung und an der Psychologie der Menschen geweckt. Ein weiteres Projekt liegt auf Eis: ein YA-Fantasy, inspiriert von den Schlössern König Ludwigs II., die ich während meiner GAPP-Reise gesehen habe – vor vielen Jahren! (Auf dieser Reise habe ich übrigens auch meine Liebe zur Oper Tristan und Isolde entdeckt.) Kurzum: Meine Auslandsaufenthalte in Deutschland haben mein Leben stark geprägt und inspirieren mich bis heute.
Hast du Lieblingsautor*innen oder -bücher im YA-Bereich, die du mit unserer Community teilen möchtest?
Es gibt so viele, aber ich beschränke mich auf ein paar spannende YA-Thriller-Empfehlungen – absolute Must-Reads für alle, die meine Bücher mögen. Alles von Kara Thomas, mein persönlicher Favorit ist The Darkest Corners. Weitere: People Like Us und Summer’s Edge von Dana Mele, All Eyes on Her von L.E. Flynn, They Wish They Were Us von Jessica Goodman, The Black Queen von Jumata Emil, Friends Like These von Jennifer Lynn Alvarez und The One Who Got Away with Murder von Trish Lundy, um nur einige zu nennen.
Warum sollten Schüler*innen an einem GAPP-Austausch teilnehmen und welchen Rat würdest du denen geben, die kurz vor ihrem Austausch stehen?
Ein GAPP-Austausch– oder auch CBYX, wie bei mir – erweitert deinen Horizont auf die beste Art und macht dich zu einem Weltbürger. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, eine andere Kultur hautnah zu erleben und dich selbst als Amerikaner*in und Mensch besser einzuordnen. Kulturelles Eintauchen in Deutschland ist schlicht lebensverändernd. Meine Erfahrungen haben mein Leben, meine Interessen, meine Ausbildung und meine berufliche Laufbahn nachhaltig beeinflusst.
Wenn du an einem GAPP-Austausch teilnimmst, lautet mein Rat: Sei so offen wie möglich! Nimm es an, wenn du dich manchmal unwohl fühlst, weil etwas anders oder überraschend ist – genau dort lernst du am meisten und hast einige deiner besten Erlebnisse. Beobachte und reflektiere genauso viel, wie du teilnimmst. Spring ins kalte Wasser und versuche einfach, Deutsch zu sprechen – es ist am Anfang beängstigend und überwältigend, weil man weiß, dass man nicht perfekt ist. Aber gerade das Sprechen und nicht ins Englische ausweichen war der Schlüssel für mein wirkliches Eintauchen in die deutsche Kultur. Niemand erwartet Perfektion, und niemand wird dich für Fehler tadeln – sie verstehen schon, was du sagen willst.