Betsy Carter
2023
Begründung der Jury
Die Jury, bestehend aus der Buchkritikerin und Übersetzerin Tess Lewis, der Übersetzerin Alta Price und dem Herausgeber bei And Other Stories, Jeremy Davies, begründet die Entscheidung wie folgt:
''Simone Scharberts Rosa in Grau ist eine eindringliche Novelle, die von einer Frau erzählt, die sich um ihre Tochter kümmert und gleichzeitig mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hat. Szenen aus dem Alltagsleben im Deutschland der 1950er Jahre zeigen eindringlich, wie sich vergangene Traumata und nachfolgende Herausforderungen miteinander verbinden und ihren Tribut fordern. Halluzinatorische Episoden, Rückblenden und die Figuren, denen sie in der Anstalt begegnet, sind die unwahrscheinlichen Bausteine einer Geschichte, die letztlich die heilenden Kräfte der Kunst bestätigt. Der Text ist poetisch, ergreifend fragmentiert, bisweilen schräg und gewalttätig und gespickt mit kulturellen Anspielungen, die eine besondere sprachliche Herausforderung darstellen.
Betsy Carters kühne Übersetzung fängt die einzigartige Stimme und die Stimmung der Erzählerin überzeugend und konsequent ein, während sie abwechselnd Szenen der Orientierungslosigkeit und Momente der Sehnsucht und Hoffnung durchläuft. Sie schafft ein nuanciertes Gleichgewicht zwischen dem idiomatischen Englisch und dem distanzierteren, formalen Tonfall einer Frau aus der Mittelschicht in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, die zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen und ihrer eigenen schwachen geistigen Stabilität gefangen ist.
Carters Version respektiert auch den Ton der Originalprosa und geht geschickt mit kulturspezifischen Bezügen aus dem Bereich der Musik und der Geschichte um. Mit prägnanten versteckten Glossen für ein Brahms-Lied und einer treffenden Anpassung an einen Kinderreim gelingt es Carter, die Wirkung des Originals mit einem gewagten kreativen Ansatz zu vermitteln.
Die Jury lobt das Geschick und die Flexibilität, mit der Betsy Carter diese Hindernisse bewältigt hat, und verleiht ihr einstimmig den Gutekunst-Preis 2023".
Betsy Carter hat zu ihren Erfahrungen im Übersetzen folgendes zu sagen:
''Mein Ziel bei der Übersetzung war es, einen Text zu schaffen, der als englischsprachiger Text erfolgreich für sich selbst steht und gleichzeitig den Großteil der ursprünglichen Bedeutung beibehält. Ich wollte, dass der Text für ein amerikanisches Publikum verständlich ist und gleichzeitig so viel wie möglich vom deutschen Charakter des Originals vermittelt. Ich habe Anspielungen, die für die meisten Amerikaner keinen Sinn ergeben würden, wie z. B. die Anspielung auf ein deutsches Kinderlied, domestiziert, aber ich habe die ursprünglichen Anspielungen aufgenommen, wenn ich den Kontext oder Hinweise liefern konnte, die ihre Bedeutung deutlich machen. Einige Teile des Textes habe ich wörtlich übersetzt, wenn sie in meiner englischen Übersetzung Sinn ergaben. Ich musste mir auch einige Freiheiten herausnehmen; zum Beispiel hätte das deutsche Wort "Land" wörtlich mit "land" oder "country" übersetzt werden können. Ich hielt es jedoch nicht für sinnvoll, den Mantel der Protagonistin im Englischen als "a whole land" oder "a whole country" zu beschreiben. Daher entschied ich mich für die Beschreibung ihres Mantels als "a whole landscape". Es hat mir Spaß gemacht, mit Scharberts einzigartiger poetischer Prosa zu arbeiten, die wunderschöne Bilder und großartige Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonistin ermöglicht.''
Lesen Sie einen Auszug aus Betsy Carters preisgekrönter Übersetzung Simone Scharberts Roman Rosa in Grau. Eine Heimsuchung:
''Simone Scharberts Rosa in Grau ist eine eindringliche Novelle, die von einer Frau erzählt, die sich um ihre Tochter kümmert und gleichzeitig mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hat. Szenen aus dem Alltagsleben im Deutschland der 1950er Jahre zeigen eindringlich, wie sich vergangene Traumata und nachfolgende Herausforderungen miteinander verbinden und ihren Tribut fordern. Halluzinatorische Episoden, Rückblenden und die Figuren, denen sie in der Anstalt begegnet, sind die unwahrscheinlichen Bausteine einer Geschichte, die letztlich die heilenden Kräfte der Kunst bestätigt. Der Text ist poetisch, ergreifend fragmentiert, bisweilen schräg und gewalttätig und gespickt mit kulturellen Anspielungen, die eine besondere sprachliche Herausforderung darstellen.
Betsy Carters kühne Übersetzung fängt die einzigartige Stimme und die Stimmung der Erzählerin überzeugend und konsequent ein, während sie abwechselnd Szenen der Orientierungslosigkeit und Momente der Sehnsucht und Hoffnung durchläuft. Sie schafft ein nuanciertes Gleichgewicht zwischen dem idiomatischen Englisch und dem distanzierteren, formalen Tonfall einer Frau aus der Mittelschicht in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, die zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen und ihrer eigenen schwachen geistigen Stabilität gefangen ist.
Carters Version respektiert auch den Ton der Originalprosa und geht geschickt mit kulturspezifischen Bezügen aus dem Bereich der Musik und der Geschichte um. Mit prägnanten versteckten Glossen für ein Brahms-Lied und einer treffenden Anpassung an einen Kinderreim gelingt es Carter, die Wirkung des Originals mit einem gewagten kreativen Ansatz zu vermitteln.
Die Jury lobt das Geschick und die Flexibilität, mit der Betsy Carter diese Hindernisse bewältigt hat, und verleiht ihr einstimmig den Gutekunst-Preis 2023".
Betsy Carter hat zu ihren Erfahrungen im Übersetzen folgendes zu sagen:
''Mein Ziel bei der Übersetzung war es, einen Text zu schaffen, der als englischsprachiger Text erfolgreich für sich selbst steht und gleichzeitig den Großteil der ursprünglichen Bedeutung beibehält. Ich wollte, dass der Text für ein amerikanisches Publikum verständlich ist und gleichzeitig so viel wie möglich vom deutschen Charakter des Originals vermittelt. Ich habe Anspielungen, die für die meisten Amerikaner keinen Sinn ergeben würden, wie z. B. die Anspielung auf ein deutsches Kinderlied, domestiziert, aber ich habe die ursprünglichen Anspielungen aufgenommen, wenn ich den Kontext oder Hinweise liefern konnte, die ihre Bedeutung deutlich machen. Einige Teile des Textes habe ich wörtlich übersetzt, wenn sie in meiner englischen Übersetzung Sinn ergaben. Ich musste mir auch einige Freiheiten herausnehmen; zum Beispiel hätte das deutsche Wort "Land" wörtlich mit "land" oder "country" übersetzt werden können. Ich hielt es jedoch nicht für sinnvoll, den Mantel der Protagonistin im Englischen als "a whole land" oder "a whole country" zu beschreiben. Daher entschied ich mich für die Beschreibung ihres Mantels als "a whole landscape". Es hat mir Spaß gemacht, mit Scharberts einzigartiger poetischer Prosa zu arbeiten, die wunderschöne Bilder und großartige Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonistin ermöglicht.''
Lesen Sie einen Auszug aus Betsy Carters preisgekrönter Übersetzung Simone Scharberts Roman Rosa in Grau. Eine Heimsuchung:
Über Betsy Carter
Betsy Carter ist Doktorandin im Bereich Second Language Acquisition and Teaching (SLAT) an der University of Arizona und Lehrbeauftragte im Fachbereich Germanistik der Universität. In den letzten beiden Sommern hat sie Deutsch für UA-Studenten unterrichtet, die im Rahmen des Programms "Research in Munich" ein Auslandspraktikum absolvierten. Im Jahr 2022 studierte sie außerdem mit Unterstützung eines DAAD-Hochschulsommerkurs-Stipendiums an der Universität Leipzig. Sie hat einen Master-Abschluss in Germanistik von der University of Colorado Boulder, wo sie sich in ihrer Abschlussarbeit mit literarischer Übersetzung beschäftigte. Davor erwarb sie ihren Bachelor-Abschluss an der Brown University in den Fächern Musik und Vergleichende Literaturwissenschaft und schrieb ihre Abschlussarbeit ebenfalls über literarische Übersetzung. Sie hat vor allem bei Zachary Sng und Forrest Gander an der Brown University und bei Patrick Greaney an der CU Boulder Übersetzung studiert. Während ihres Studiums an der Brown University absolvierte sie einen Auslandsaufenthalt in Wien, Österreich, und während ihres Studiums an der CU Boulder studierte sie im Ausland in Göttingen, Deutschland.