Einblicke in den ersten Jahrgang

© Philipp Asbach
Die Edition 2024/25 des deutsch-französischen Förderprogramms Unternehmen – START nähert sich im Juni 2025 seinem Ende. Wie verliefen die Vernetzungsprogramme der jungen Kulturunternehmer*innen, die nachhaltig, digital und sozial in beiden Nachbarländern aktiv sind? Zu ihren Stationen des Programms zählten nicht nur Festivals und Kreativhubs in Straßburg, München und Lyon, sondern auch das Kultur Ensemble in Palermo.
Von Philipp Asbach
Junge Kulturunternehmer*innen zwischen Berlin, Glasgow, Paris und Palermo, XR-Labs und europäischen Festivals
Was bedeutet es heute, ein Unternehmen in der Kultur zu gründen – und das grenzüberschreitend, nachhaltig, digital und gesellschaftlich wirksam? Mit genau dieser Frage beschäftigt sich das deutsch-französische Förderprogramm Unternehmen – START, das von den Goethe-Instituten in Frankreich und dem Institut français Deutschland (IFA) initiiert wurde. Seit Ende 2024 bringt es junge Kulturunternehmer*innen unter 36 Jahren aus Deutschland und Frankreich zusammen – mit dem Ziel, ihre unternehmerischen Projekte weiterzuentwickeln, den Markteintritt im jeweiligen Nachbarland und international zu unterstützen und vor allem: neue Formen der europäischen Zusammenarbeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu erproben.Die Teilnehmer*innen durchlaufen ein mehrmonatiges Coaching- und Workshopprogramm, das Online-Mentoring, Schulungsreisen, individuelle Beratung und Projektarbeit vor Ort miteinander verbindet. Zusätzlich unterstützt wird das Programm durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) in Kooperation mit zahlreichen Partnern wie dem französischen Kulturministerium, dem Fördernetzwerk Kultur- und Kreativwirtschaft, Arty Farty Lyon, 104factory Paris, Relais Culture Europe, dem Deutsch-Französischen Kulturrat und der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer.
Zwischen Förderlandschaft und Festivals – die Edition 2024/2025 im Rückblick
Gestartet ist das Programm mit einer Auftaktwoche im November 2024 in Berlin im Rahmen der Französischen Filmwoche, mit Panels zur europäischen Kulturförderung, Workshops zu XR-Kunst und Kulturexport sowie institutionellen Besuchen, etwa im Humboldt Forum, bei Hebbel am Ufer und im Centre Marc Bloch.Im Frühjahr 2025 wurde die heterogene Gruppe von 20 Teilnehmenden in thematische Kleingruppen aufgeteilt, um gezielt auf die individuellen Schwerpunkte und Interessen einzugehen. Die Reisen führten u.a. nach Straßburg und München, wo Gespräche mit ARTE, XR-Produktionsstudios, Kreativquartieren und Münchner Kulturakteur*innen im Zentrum standen. In Schottland (Mai 2025) reisten die Teilnehmer*innen nach Edinburgh, Glasgow und Dundee, wo immersive Medien, digitale Kunst und XR-Labs besichtigt wurden.
Unmittelbar anschließend ging es weiter nach Palermo – ins deutsch-französische Kulturinstitut Kultur Ensemble, das vom Goethe-Institut und dem Institut français gemeinsam betrieben wird. Hier standen soziale Innovation, Migration, Künstlerresidenzen und lokale Kulturprojekte im Mittelpunkt. Begegnungen mit Akteur*innen wie Spazio Franco, Studio Rizoma oder Lisca Bianca verdeutlichten eindrucksvoll, wie stark Kulturarbeit mit gesellschaftlichem Engagement verflochten sein kann.
Im Mai reiste eine kleinere Auswahl der Gruppe nach Lyon, um im Kontext des Festivals Nuits sonores mit Arty Farty, Hôtel71, dem Pôle PIXEL zu Themen wie KI, Community Building und digitalen Produktionsstrategien zu arbeiten.
Blick nach vorn: Die Edition 2025/2026 widmet sich immersiven Kulturen
Auch 2025/2026 wird das Programm fortgeführt – diesmal mit einem thematischen Fokus auf immersive Kulturen. Gefördert werden Projekte aus den Bereichen Virtual Reality (VR), Extended Reality (XR), Metaversum, Sound-Immersion und immersives Gaming. Besonderes Augenmerk liegt erneut auf gesellschaftlich relevanten Vorhaben, etwa in den Feldern Zugänglichkeit, Information, Demokratie und sozialer Innovation.Das Programm soll im Oktober 2025 beim Bright Festival Connect in Leipzig beginnen und führt die Gruppe im Laufe von acht Monaten nach Budapest/Wien, Montpellier/Lyon, Lille und München. Auch hier wird mit etablierten Netzwerken zusammengearbeitet – unter anderem dem AADN (Arts & Cultures Numériques), dem IBSIC Video Mapping Festival, XR Bavaria und dem Numix Lab.
Erneut werden die Teilnehmer*innen individuell begleitet: durch persönliche Coachings, praxisnahe Workshops und gezielte Vernetzungsformate mit europäischen Expert*innen und Kreativhubs. Die Bewerbungsfrist für die neue Programmausgabe startet Ende Mai 2025.
Ein starkes Netzwerk für die europäische Kulturwirtschaft
Unternehmen – START hat den Anspruch, sich rasch zu einem zentralen Baustein der deutsch-französischen Kooperation in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu entwickeln. Es schafft ein Netzwerk zwischen Städten, Institutionen, Festivals und Unternehmer*innen, das über die Programmlaufzeit hinauswirkt – und verbindet die Goethe-Institute in Frankreich langfristig mit dem Institut français Deutschland. Wer einmal dabei war, bleibt oft verbunden – als Mentor*in, Partnerinstitution oder Impulsgeber*in.Für alle, die Kultur nicht nur gestalten, sondern unternehmerisch denken und neue Wege beschreiten wollen, bleibt das Programm auch 2025/26 ein Ort der Begegnung, der Reflexion – und des Aufbruchs. Es lohnt sich, weiterzuverfolgen!