Frankfurt 17.11.2008: Zurück aus Beirut
Der Müller will einfach seine Ruhe. Mit der Familie schnell raus aus Terminal 1, nach Hause, noch ein wenig haben vom Restsonntag. Waren anstrengende Tage für unseren Mann in Beirut.
Es bleibt Rana Najjar. Müller-Bialon hat sie beim Rückflug gleich mitgebracht, die 28-jährige Libanesin wird nun vier Wochen von Frankfurt aus berichten, ihren Platz haben in der Redaktion der Frankfurter Rundschau. Und sie wird viel zu berichten haben, das beginnt schon bei den laublosen Wäldern, die zwischen Flughafen und Innenstadt am S-Bahn-Fenster vorbeiziehen. In Beirut habe es am Morgen noch 20 Grad gehabt, sagt Najjar. Die Volontärin vom Goethe-Institut, ebenfalls gekommen zur Abholung, grinst. Da könne man wohl nicht mithalten.
Aber auch sonst hat sich Najjar eine Menge vorgenommen. Schon in dieser Woche müsse sie eine große Geschichte bei Al-Hayat abliefern, für den wöchentlich zwei Seiten umfassenden Schwerpunkt im Blatt, der sich mit Familie und alten Menschen befasst. „Im Libanon gibt es keine Altersversorgung wie in Deutschland, da gibt es keine Altenheime und Pflegedienste. Die Menschen arbeiten sehr lange, und wenn es gar nicht mehr geht, dann kümmert sich die Familie und sie bleiben zu Hause“, erklärt sie, während die Bahn in den Frankfurter Untergrund abtaucht. Darüber wolle sie recherchieren und ansonsten viele, viele Museen besuchen, Konzerte sehen, die Stadt erkunden – und natürlich darüber schreiben.
In Beirut sei das nämlich so, sagt Najjar, dass die Menschen natürlich Deutschland kennen würden, aber eben beileibe nicht so gut wie Frankreich, Spanien oder Amerika. „Das ist immer gleich, alle kennen Braun und Mercedes, aber das war es dann auch schon.“ Sie dürfe sich zwar selbst nicht ausnehmen davon, aber immerhin habe sie Faust gelesen.
An diesem Montag wird Najjar ihren Dienst bei der FR antreten. Wie im Übrigen auch Müller-Bialon wieder. Und er wird den Kollegen viel berichten müssen. Allerdings nur auf Englisch, denn das ist für die kommenden vier Wochen die Umgangssprache der Stadtredaktion.
veröffentlicht am 17.11.2008 in der Frankfurter Rundschau.