Mumbai

Mumbai, 3.4.2011: Bombay-Burger im Büro

 © Zum Glück gibt es Pronoti Datta. Sie sitzt neben mir in der Nachrichtenredaktion der "Times of India". Ich bin derzeit für einen Journalistenaustausch des Goethe-Instituts in Mumbai, einer Megacity sondersgleichen. Aber zurück zu Pronoti. Sie ist für die Kulinarikseite der Zeitung zuständig. Das heißt, sie kennt alle Insidertipps in Sachen Essen. Und sie ist so nett, mir alles zu erklären. Das macht es mir einfacher, Touristenfallen zu meiden.

Sie erklärt mir auch das Kantinenessen. Es gibt Schlangen für Frauen und für Männer. Man zahlt mit rosaroten Bons, deren Preis sich in Euro nicht umzurechnen lohnt. Versuchen Sie's (1 Euro sind etwa 63 Rupien): Eine Mahlzeit kostet eine Rupie, wenn man Chapati, also ungesäuertes Fladenbrot, Gemüse, Reis, leckeres Linsenmus namens Daal und irgendwelches sauscharfes Zeug im Aluteller ordert. Es wird aber nicht nur in der Kantine gegessen, sondern ständig, im Büro, überall, vor jedem Bildschirm. Zum Fünf-Uhr-Tee ordern wir manchmal auch eine echte Mumbaier Spezialität. Vada pav (sprich: Wada pau), ein Straßensnack, der zehn Rupien kostet. Angeblich werden davon in Mumbai täglich 200 000 Stück verputzt. Ich bin jetzt auch Fan davon, gab der Chef doch sogar zum Halbfinale der Cricket-Weltmeisterschaft, als Indien gegen Pakistan gewann, eine Runde aus.

Vada pav ist eine Art Kartoffelstampf, der frittiert und in ein lätschiges Brötchen gepresst wird. Tamarinden-Soße und grüne Chilis gehören auch dazu. Eine Art Burger ohne Fleisch. Das schmeckt besser, als es sich anhört. Zwischenbilanz so weit: tolles Essen hier. Nur einmal auf dem Heimweg von der Arbeit duftete die Nachtluft verführerisch nach Schnitzel. Ich muss wohl halluziniert haben. Vielleicht lag es auch an Pronoti. Sie schwärmte davor von Schnitzel.

Anja Wasserbäch
veröffentlicht am 3. April 2011 in der Sonntag Aktuell

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