Leipzig

Leipzig, 3.11.2011: Keine Elefanten aus Indien

 © Raghunandan im Interview mit Leipzigs Zoochef Jörg Junhold © Foto: André KempnerWährend seines vierwöchigen Aufenthaltes in Leipzig hat sich der indische Gastjournalist PM Raghunandan unter anderem mit dem Thema Tieraustausch zwischen deutschen und indischen Zoos befasst. In seiner Heimatzeitung Deccan Herald in Bangalore hat er den folgenden Artikel veröffentlicht.

Wegen der weit verbreiteten Maul- und Klauenseuche auf dem indischen Subkontinent haben sich die Deutschen gegen die Einfuhr indischer Elefanten entschieden. Das wirft kein gutes Licht auf die Veterinärbehörden Indiens sowie meines Heimat-Bundesstaates Karnataka.

Die Entscheidung fiel, kurz nachdem zwischen den beiden Ländern eine Tiertausch-Vereinbarung aus dem gleichen Grund geplatzt war. Der Leipziger Zoo sollte dem Zoo in Mysore zwei afrikanische Gepardenpärchen überlassen und im Gegenzug dafür zwei Elefantenkälber erhalten. Nachdem die beiden Gepardenpärchen im Juni 2011 geliefert worden waren, hatte die deutscher Seite eine Bescheinigung der örtlichen Zoobehörde ZAK (Zoo Authority of Karnataka) angefordert, dass der Bundesstaat frei von Maul- und Klauenseuche ist. Außerdem wurde von Karnataka auch eine Zusage verlangt, dass der Bundesstaat künftig davon frei bleibt. Doch die Behörde verweigerte eine verbindliche Zusage.

„Nach unseren Erkenntnissen ist die Seuche in der indischen Rinderpopulation verbreitet und das bereitet uns Sorge. Die obersten deutschen Veterinärbehörden haben beschlossen, unter diesen Umständen keine Elefanten aus Indien einzuführen. Daher haben wir alle Verhandlungen über die Einfuhr von Elefanten aus Karnataka beendet“, erklärte Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos und Präsident des Weltverbandes der Zoos und Aquarien, gegenüber dem Deccan Herald.

Die Maul- und Klauenseuche grassiert in vielen Bundesstaaten Indiens, darunter auch in Karnataka. Es handelt sich um eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern. Sie ist so weit verbreitet, dass sie unter Tieren verschiedener Zoos bereits mehrere Opfer gefordert hat.

Elefanten aus Asien sind in Deutschland sehr beliebt. Dickhäuter sind in den Ländern Europas praktisch zum Symbol für Indien geworden. Im Leipziger Zoo, einem der besten Deutschlands, in dem zurzeit sechs asiatische Elefanten gehalten werden – einer davon aus Indien – trägt das Elefantenhaus den Namen „Ganesha Mandir” (Ganesha-Tempel).

In Deutschland, sagte Junhold, ist die Seuche praktisch ausgerottet und es ist gesetzlich vorgeschrieben, die Ansteckung von Tieren zu vermeiden. „Wir haben festgestellt, dass die Seuche nicht nur in Indien, sondern auch in vielen anderen Ländern Südostasiens und Afrikas verbreitet ist. Das ist eine Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen“, erklärte er. Über die geplatzte Vereinbarung mit Karnataka wollte er keine näheren Auskünfte geben. „Das Kapitel ist beendet. Wir verfolgen die Sache nicht weiter”, fügte er hinzu. Amtlichen Quellen zufolge waren die deutschen Behörden über den lautstarken Protest von Tierrechtsaktivisten gegen den Austausch nicht glücklich.

P M Raghunandan
veröffentlicht am 3. November 2011 in der Leipziger Volkszeitung.
Übersetzt von Angela Selter.