Hamburg

Hamburg, 25.4.2012: Inder in Hamburg

In Hamburg haben Inder seit Jahrzehnten eine Heimat gefunden, auch ein alter Freund von mir. Dies ist auch die Stadt, in der die Exilregierung von Netaji Subhas Chandra Bose erstmals die Nationalhymne „Jana Gana Mana“ mit einem Orchester unter der Leitung von Eigel Kruttge aufnahm, die auch im deutschen Hörfunk gesendet wurde.

Netajis Großneffe Surya Bose kommt noch immer in die Hafenstadt, obwohl er in Österreich eine IT-Beratungsfirma leitet. Die Hamburger Regierung veranstaltet alle zwei Jahre eine Indische Woche, die auch bei der einheimischen Bevölkerung viel Anklang findet. Zu diesem Event entsendet Indien Delegationen aus Wirtschaft, Kunst und Kultur. Das Indische Konsulat in Hamburg besteht seit 1952 und ist damit eines der ältesten Deutschlands; bereits vor 80 Jahren gab es in der Hafenstadt ein indisches Handelsbüro. Wer heute aus Indien nach Deutschland kommt, ist meist in der IT-Branche oder bei einem Ökostromanbieter tätig, da Deutschland hier führender Technologiestandort ist. Der größte Magnet für Arbeitskräfte aber ist Airbus – viele Inder sind bei dem Flugzeugbauer oder einer der Zulieferfirmen angestellt.

Shyam Machiraju aus Hyderabad kam wegen seiner Liebe zur Formel 1 nach Deutschland. Als Student des Chaitanya Bharati Instituts für Ingenieurwesen lernte er am Goethe-Institut in Hyderabad Deutsch. In Deutschland erwarb er seinen Master-Abschluss und ist heute leitender Ingenieur bei der Firma P3 Voith Aerospace, die im IT-Bereich für Airbus tätig ist. Als er seinen Umzug nach Deutschland vorbereitete, gab es, wie er sagt, keine vernünftige Hilfe zu den Optionen, die sich hier boten, und die Menschen wurden allgemein als kalt und im schlimmsten Fall rassistisch bezeichnet. Davon stimmt nichts, sagt er. Heute besucht Machiraju bei jedem Heimataufenthalt das Goethe-Institut in Hyderabad, um den Studenten Geschmack auf Deutschland zu machen. Deutschsprachigen Ausländern wird seiner Erfahrung nach mehr Respekt und Freundlichkeit entgegen gebracht als solchen, die kein Deutsch sprechen.

Die meisten Deutschen sprechen aber auch sehr gut Englisch. Er träumt davon, eines Tages in seine Heimat zurückzukehren und vielleicht einige Erfahrungen aus Deutschland mit nach Indien zu bringen. Harish Babu Venkataswamy Reddy, oder einfach Harish Babu, arbeitet bei As System und engagiert sich in Kulturkreisen. Er organisiert indische Feste und Kulturabende, wie etwa das erste Ganesh-Fest mit allem Drum und Dran, einschließlich des traditionellen Versenkens einer Gottesstatue in den Fluten. Sowohl Machiraju als auch Harish Babu, der mit seiner Frau Shilpa und Tochter Harshitha in Hamburg lebt, haben in ihrem Alltag bisher keinen Rassismus erlebt, sondern viele freundliche Begegnungen. Am Steindamm in der Nähe des Hauptbahnhofs gibt es eine Reihe indischer Läden und Restaurants, die sowohl bei Indern als auch Deutschen beliebt sind.

In Deutschland beginnt im Mai das Indische Jahr. Das indische Konsulat, das verschiedene Schwerpunkte gesetzt hat, darunter maritime Wirtschaft, Biowissenschaften, Luftfahrt und Ökostrom, wird dem deutschen Publikum den roten Teppich ausrollen, damit es ein wenig über die indische Kultur und Geschäftswelt erfährt. Hamburg ist auch die Heimat von rund 800 afghanischen Hindufamilien, denen hier in den 1980er Jahren Asyl gewährt wurde. Diese gut organisierte Gruppierung baute den „Hindu-Tempel“, der ein kulturelles und religiöses Zentrum bildet. Der Tempel ist an Sonn- und Feiertagen bis auf den letzten Platz gefüllt, sagt Dr. N. K. Goswami, der dem Vorstand angehört und seine Praxis in der Nähe des Hauptbahnhofs führt.

Natraj Suryanarayana
veröffentlicht am 25. April 2012 im Deccan Chronicle.