Hamburg

Hamburg, 7.4.2012: So sieht ein Inder Hamburg

 © Philipp Dudek und Natraj in der Redaktion der Hamburger Morgenpost © Foto: Florian Quandt/Hamburger MorgenpostFür uns Hamburger ist Hamburg natürlich die schönste Stadt der Welt. Aber wie sieht das eigentlich jemand, der quasi vom anderen Ende der Welt kommt? Natraj Suryanarayana aus der indischen Metropole Hyderabad, der zurzeit für vier Wochen bei der MOPO arbeitet, hat sich seine Gedanken gemacht und aufgeschrieben, was ihn an Hamburg fasziniert und verwundert.

Wenn man aus einer Stadt mit fast acht Millionen Einwohnern kommt, hat man nicht den Eindruck, dass es besonders viele Hamburger gibt. Hamburg ist flächenmäßig größer als Hyderabad. Aber hier leben nur knapp zwei Millionen Menschen, bei uns aber acht! Meine Kollegen sprechen von beliebten Treffpunkten, wo es nur so von Menschen wimmele. Und wenn man dann da ist an dem Treffpunkt, dann schaut man sich um und dann die Kollegen an und fragt sich, wo denn jetzt die ganzen Leute sind. Hamburg ist leer.

Wenn es einen Klang gibt, der in den Ohren eines Hyderabadi für Hamburg typisch ist, dann ist es kein Klang: Stille. Die Klingeltöne der Handys sind gedämpft, die Gespräche ebenso, die Autos hupen nicht und es ist keine laute Musik zu hören. Auf den Hauptstraßen sind die lautesten Geräusche die der Reifen auf dem Teer, und dort, wo Menschen sich treffen, die der leisen Gespräche. Hamburger, die laut sprechen, trifft man nur selten an, und wenn doch, sind sie höchstwahrscheinlich jung, übergewichtig oder möglicherweise englische Touristen.

In Hyderabad klettert das Thermometer zurzeit auf mehr als 40 Grad. Klar, werde ich deshalb ständig nach dem Wetter gefragt. Ob es mir nicht zu kalt sei? Oder ob mir der Regen nicht auf die Nerven gehe? Ich kann nur sagen: Es ist zwar kühl, aber nicht unerträglich. Tatsächlich laufe ich noch im Hemd herum, während sich meine Kollegen bereits in Pullis und Jacken wickeln. „Brr, ist das kalt“, sagen sie dann. Offensichtlich sind Hamburger noch schlechter an niedrige Temperaturen gewöhnt als Inder. Vielleicht spüre ich die Kälte aber auch einfach nicht – dank der warmherzigen Hamburger.

Natraj Suryanarayana
veröffentlicht am 7. April 2012 in der Hamburger Morgenpost.

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