Mumbai, 17.4.2012: Deutsches Bier zur deutschen Highttech-Show
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Der Biergarten gehört zur Urban Mela, einer für jedermann geöffneten deutschen Mini-Expo im Cross Maidan Garden von Mumbai. Die 16 roten, weißen oder silbernen Pavillons in Form von geschliffenen Diamanten - entworfen von einem Münchner Objektdesigner, gebaut von Handwerkern aus Delhi und Mumbai - stehen auf einer Grünfläche im historischen Viertel der Stadt, auf der sonst Cricket gespielt wird. Die Ausstellung ist das Highlight im Deutschland-Indien-Jahr 2011/2012 anlässlich von 60 Jahren deutsch-indischer Beziehungen. Zum Auftakt ist sogar der deutsche Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in die Wirtschaftsmetropole Mumbai gekommen. Für jeweils zehn Tage macht die Hightech-Show deutscher Firmen und Wissenschaftseinrichtungen in fünf indischen Mega-Cities Station. Nächste Station ist Bangalore, die Stadt, in die ich demnächst weiter fliege, mein eigentlicher Einsatzort. Aber wenn die Urban Mela dorthin kommt, bin ich schon wieder zu Hause.
Im Pavillon von BASF gibt es ein Kinder-Labor. Jeden Tag kommen indische Schüler und führen kleine Experimente durch, so machen sie Beton mit Hilfe eines „Super-Plastizisers“ wieder formbar. Die Kinder kommen von ganz normalen Schulen, privaten und öffentlichen, und seien nicht besonders privilegiert, wird mir versichert. Das Kontrastprogramm zu den kleinen Nachwuchs-Chemikern hatte ich direkt vorm Eingang zur Urban Mela gesehen: Ein indischer Junge saß mit einer Kuh, die am Zaun angebunden war, an der stark befahrenen Kreuzung. Und seine Schwester warf einem der vielen Straßenhunde ein paar Brocken zu.
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Im Gemeinschaftspavillon des Bundesforschungsministeriums hat auch das Frauenhofer-Institut Dresden einen Stand. Marita Mehlstäubl, eine gebürtige Leipzigerin, präsentiert eine wärmereflektierende Folie für Gebäude oder gläserne Fensterfronten. Die hitzegeplagten Inder interessieren sich dafür, fragen, woher sie solche Folien bekommen können. In Deutschland gibt es sie im Baumarkt, in Indien wird erst noch ein Industriepartner gesucht.
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Und noch eine gebürtige Leipzigerin treffe ich im Projektteam, das die Urban Mela organisiert hat und nun damit durchs Land tourt: Eventmanagerin Jenny Tschauschew. Die 31 jährige ist seit einem Jahr dabei, zuvor hat sie ein ähnliches Projekt in China betreut. Sie hat am Lindenauer Markt die Schule besucht, teilweise auch in der bulgarischen Heimat ihres Vaters gelebt. Nach dem Stress der letzten Vorbereitungstage ist sie happy, dass die Ausstellung erfolgreich gestartet ist, und die Zeitungen in Mumbai sie umfangreich angekündigt haben. Indien ist für die Deutsche „ein großes, verrücktes Land, jeder Tag ist abenteuerlich und sehr interessant“. Und um nochmal auf den Biergarten zurückzukommen: Es ist das erste Mal überhaupt, dass die Lizenz erteilt wurde, auf diesem öffentlichen Platz in Mumbai Alkohol auszuschenken, erzählt Jenny.
veröffentlicht am 17. April 2012 in der Leipziger Volkszeitung.