Freiburg, 18.12.09: Freiburg: Die umweltfreundlichste Stadt Europas
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Mich faszinierte nicht nur das Planungskonzept des Stadtteils, sondern auch dessen Geschichte und natürlich die zur Versorgung der Ökohäuser eingesetzte Solartechnik. Hier wird mehr Energie gespart als verbraucht. Kein Wunder, dass man vom „nachhaltigen Modellstadtteil“ spricht.
Vauban ist praktisch ein Mikrokosmos des gesamten, selbst bereits vielfach ausgezeichneten Ballungsraums Freiburg. Freiburg wird häufig als „Ökostadt“ oder „Deutschlands Umwelthauptstadt“ bezeichnet, bisweilen sogar als „grünste Stadt Europas“.
Ganz gleich, welche Bezeichnung man nimmt, liegt man gewiss nicht daneben. Freiburg hat knapp über 200.000 Einwohner und liegt im Schwarzwald bzw. Südwesten Deutschlands nahe der französischen und Schweizer Grenze. In den 40er Jahren wurden während des Zweiten Weltkriegs 80 % der über 900 Jahre alten Stadt zerstört, doch anschließend auf dem mittelalterlichen Grundriss wieder aufgebaut. 1992 verabschiedete der Gemeinderat der Stadt Freiburg, deren Name auf ihren historischen Hintergrund als “freie Stadt” zurückgeht, einen Beschluss, nach dem Bauherren bei Neuprojekten zum Bau von Niedrigenergiehäusern verpflichtet sind, die bestimmten Standards entsprechen. So wurde dafür gesorgt, dass der zulässige Energiebedarf eines Gebäudes bei zwei Dritteln des bundesweiten Grenzwertes liegt.
Ein Umweltkonzept wurde auf die Beine gestellt, das Energiesparmaßnahmen, erneuerbare Energien, Abfallvermeidung und Recycling, Bürgerbeteiligung bei der Planung und die lokale Erzeugung von Grundnahrungsmitteln beinhaltet. Dabei wurden den Bürgern Arbeitsplätze in Wohnortnähe ans Herz gelegt und der Aufbau langfristiger Strukturen gefördert.
Heute entwickelt und fördert Freiburg nicht nur Alternativen zur Atomenergie, gegen die die Menschen in den 70er Jahren protestierten, sondern ist auch Sitz von Instituten und Forschungseinrichtungen, die Alternativen zur Atomenergie unterstützen. Das erklärt die hohe Dichte von ökologisch orientierten Unternehmen, Experten, Architekten, Forschungsinstituten und Planern unter den gleichgesinnten städtischen Einrichtungen. Da Freiburg über Solarzellen mit einer Fläche von 11,223 qm verfügt, spricht man auch von der Solarhauptstadt der Welt. Allein die Innenstadt zählt mehr als 250 Solaranlagen. Auch die Zahl der Windräder ist beträchtlich. Mehr als 1,6 % des Stroms wird aus Bioenergie gewonnen.
Erwähnenswert ist auch die Vegetation. Die Landschaft ist praktisch grün, stehen doch 42 % des Umlands unter Naturschutz. Viele Dächer sind begrünt. Diese „Gründächer“ leiten das Wasser bei Sturm ab, sparen Energiekosten und bieten Schutz gegen städtische Aufwärmung.
Ein weiterer bemerkenswerter positiver Aspekt ist das Recycling-Konzept der Stadt. In jedem Haushalt wird der Müll getrennt. Küchen- und Gartenabfälle werden kompostiert. Kein Wunder, dass Freiburg beim Städte-Audit der Europäischen Union im Jahr 2001 in der Kategorie Recycling den ersten Platz belegte, werden in Freiburg doch 80 % des Abfalls dem Recycling zugeführt, gegenüber einem EU-weiten Durchschnitt von nur 19 %.
Seit 1969 liegt die Priorität der städtischen Verkehrsvorschriften auf Fahrrädern, öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußgängerzonen. Das Radwegenetz erstreckt sich inzwischen über mehr als 500 km. Das Straßenbahnnetz wird weiter ausgebaut und versorgt den gesamten Stadtbereich im Umkreis von 60 km. Die Zahl der Fahrräder muss man gesehen haben, sie ist nicht zu beziffern. Neben der Straßenbahn sind Fahrräder das am meisten genutzte Verkehrsmittel. Dies alles hat zum Ziel, die Auswirkungen von Kohlendioxid zu minimieren und ein gesundes Lebensumfeld zu fördern.
Trotz der so löblichen Errungenschaften durch die städtischen Behörden setzen Dr. Dieter Salomon, Bürgermeister von Freiburg, und Klaus Hoppe, Leiter der Energiefachstelle, alles daran, dass den zukünftigen Generationen eine noch nachhaltigere Umwelt hinterlassen wird.
Was die Behörden und die Menschen in der Stadt Freiburg über die Jahre erreicht haben, liegt gewiss nicht außerhalb der Möglichkeiten der Menschen in Ghana. Wir sind noch reicher gesegnet mit Sonnenstunden und natürlichen Ressourcen. Ich glaube, dass wir ebenso in der Lage sind, mit der Hilfe von Bildung, Engagement, Zielstrebigkeit, Fleiß, Selbstlosigkeit, Disziplin und Gesprächsbereitschaft für uns und für zukünftige Generationen Geschichte zu schreiben.
veröffentlicht am 18. Dezember 2009 im Daily Graphic.