Ljubljana, 23.3.2013: Mosaiksteinchen Europas

Tagebuch Ljubljana (7): Warum Slowenien zwar hinter den Alpen, aber nicht aus der Welt ist.
„Was soll das mit Slowenien, hol mal die Leute da ab, wo sie stehen“: Diese Aufforderung eines befreundeten, kritischen Lesers hat mich diese Tage erreicht, und damit muss ich mich natürlich auseinandersetzen. Die Geschichte mit den krompir, wie die Kartoffeln auf Slowenisch heißen, reicht ja nicht als Grund für eine ganze Serie aus. Warum Slowenien? Viele Deutsche können das Land noch nicht einmal auf der Landkarte verorten. In der Tat ist das ein Problem, mit dem sich auch die deutschen Institutionen in Slowenien herumschlagen, wie zahlreiche Gespräche in diesen Tagen gezeigt haben. Nicht einmal als Tourismus-Land ist Slowenien sehr bekannt, obwohl es da sicher Potenzial gäbe: grandiose Berge, im Sommer ziemlich sonnensicher, Kultur, Meer. Es ist eigentlich alles da. Aber darauf wollte ich nicht hinaus.
Es gibt auch politische Gründe, sich mit einem solchen Mini-Land zu beschäftigen. Slowenien ist ein Produkt der europäischen Geschichte, nicht nur des Zerfalls des ehemaligen Jugoslawien. Ohne den Zweiten Weltkrieg und die Teilung Europas wäre es sicher nicht denkbar gewesen. Es ist somit ein Produkt auch unserer Geschichte. Doch ein so kleines Land hat allein keine Chance. Slowenien – aber nicht nur Slowenien – hat nur als Teil Europas eine Chance. Und da dieses Europa noch in der Mache ist und gerade jetzt in der Krise ständig wieder in Frage gestellt wird, ist es gar nicht so schlecht, sich diesen Prozess einmal aus einer ganz anderen Perspektive anzuschauen.
Veröffentlicht am 23. März 2013 in der „Rheinpfalz“