Neustadt, 6.2.2013: Besuch aus Slowenien

Marjeta Kralj: „Jeden Tag was Neues lernen“ (Foto: Kai Mehn)
In einem Punkt ist meine slowenische Austauschpartnerin Marjeta Kralj gar nicht typisch für ihre Generation: Die 30-jährige Journalistin mag es, wenn es raschelt beim Lesen, und man blättern kann. Papier kann das, ein Tablet nicht.
Die junge Frau hat ihre berufliche Zukunft auf ein Produkt ausgerichtet, das viele schon halb im Museum wähnen: die gedruckte Zeitung. Davon abgesehen ist sie aber genauso wie viele Menschen in ihrem Alter. Sie ist neugierig und liebt neue Herausforderungen. Deshalb war sie begeistert, als ihr Arbeitgeber, die Tageszeitung Dnevnik in Ljubljana, fragte, ob sie an einem Journalistenaustausch teilnehmen möchte. Das, obwohl die Branche diesseits wie jenseits der Alpen kriselt und personell nicht gerade üppig ausgestattet ist.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Redaktion mich drei Wochen weg lässt“, sagt sie offen. Doch sie tat es. Jetzt also drei Wochen Rheinpfalz, drei Wochen Neustadt. Das Erste, was ihr auffällt, ist natürlich der Dialekt. Marjeta Kralj hat Deutsch gelernt, aber kein Pfälzisch. Ihr erster Eindruck von der Stadt: „Ein bisschen wie im Wunderland“, sagt sie, als sie in ihre Ferienwohnung in der Altstadt kommt. Deutschland war bisher für sie in erster Linie Großstadt, von 2007 bis 2010 hat sie in Berlin gelebt, wo sie als Stipendiatin im Büro der Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner gearbeitet hat.
Vor zwei Jahren ging sie wieder zurück in ihre Heimat, wurde Journalistin, unabhängig von den Zukunftsaussichten. Sie liebt den Beruf, weil man „jeden Tag was Neues lernt“. Dass sie gerade jetzt nach Deutschland geht, trifft sich ganz gut. Denn Deutschland wird bei einem der Themen, mit denen sich die Journalistin beschäftigt, häufig erwähnt: bei der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. „Deutschland gilt vielen als Vorbild“, erzählt die Slowenin.
Dass es bei der Arbeitsmarktreform auch Schattenseiten gibt, weiß sie, sie hat es gehört. Jetzt aber hat sie die Chance, sich die Dinge vor Ort genauer anzuschauen. Denn das ist das Ziel des Journalistenaustausches Nahaufnahme, den das Goethe-Institut organisiert: Journalisten aus Deutschland und aus anderen Ländern wechseln jeweils für drei bis vier Wochen ihren Arbeitsplatz und berichten aus einer fremden Perspektive über ihre Eindrücke vor Ort. Neustadt und seine Region werden also in den kommenden drei Wochen immer mal wieder durch die südosteuropäische dargestellt.
Von Kathrin Keller-Guglielmi
Veröffentlicht am 6. Februar 2013 in der „Rheinpfalz“
Veröffentlicht am 6. Februar 2013 in der „Rheinpfalz“