Berlin, 7.1.2013: Die Berliner Leichtigkeit des Seins

Berlin hat Energie – wo fließt sie hin? (Foto: Undīne Adamaite)
Die Berliner joggen, das fällt sofort ins Auge. Hauptsächlich joggen sie in Paaren. Aber sie sputen sich nicht.
Gerade, als ich denke, dass man sich zum Joggen vielleicht nur durch ein romantisches Gefühl geleitet überwinden kann, taucht um die Ecke eine Herde Jogger auf, ungefähr fünfzehn Personen. Sie laufen so schnell, dass ich es gerade so schaffe den „Schwanz” der Läuferherde zu fotografieren. Das Laufen zeigt Resultate. Es sieht so aus, als sei das globale Problem der Verfettung nicht wirklich aktuell. Es scheint, dass man in Berlin alles Mögliche tun könnte, was das Herz wünscht, solange es niemanden stört. Hier sehe ich auch mehr als anderswo Freaks, gealterte Punks und Hippies.
Vielleicht gelingt es mir in diesen zwanzig Tagen, den totalen Demokratismus Berlins, den die Berliner selbst als ihre „multinationale Identität” bezeichnen, besser zu verstehen. Warum fühlt man sich in dieser Stadt so gut? Warum ist das Dasein so leicht und einfach? Ich spreche natürlich immer noch über die elementaren Eindrücke, die ich auf der Straße bekomme. Berlin sorgt dafür, dass ich mich nicht einen Augenblick als Tourist fühle. Sei wer du bist, wenn du nur weißt, wer du bist. Vielleicht ist ein Grund dafür der, dass sich die Menschen sehr einfach kleiden, genauer gesagt funktional. Sie kleiden sich, um zu leben, und leben nicht, um sich zu kleiden. Ich habe den Eindruck, dass die Berliner ihre Energie auf andere Dinge verwenden.
Von Undīne Adamaite
Übersetzt aus dem Lettischen von Felix Lintner
Veröffentlicht am 22. Januar 2013 im Berliner „Tagesspiegel“ und den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“
Übersetzt aus dem Lettischen von Felix Lintner
Veröffentlicht am 22. Januar 2013 im Berliner „Tagesspiegel“ und den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“
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